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Furtner Teich - StLVW

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Furtner Teich
FFH-Gebiet in einem Vogelschutzgebiet
Schutzgüter
Prioritärer Lebensraum nach der FFH-RL Anhang I
Code-Nr. Lebensraumtyp
91E0* Auenwälder mit Erle und Esche (Weichholzau)
Lebensräume nach der FFH-RL Anhang I
Code-Nr. Lebensraumtyp
1140 Stillgewässer mit Armleuchteralgen
3150 Natürliche Stillgewässer mit Wasserschweber-Gesellschaften
3160 Wasserschlauch-Gesellschaften
6410 Pfeifengraswiesen
6430 Feuchte Hochstaudenfluren
6510 Magere Flachland-Mähwiesen
7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore
7230 Kalkreiche Niedermoore
Amphibien nach der FFH-RL Anhang II
Code-Nr. Deutscher Name Wissenschaftlicher Name
1167 Alpenkammmolch Triturus carnifex
1193 Gelbbauchunke Bombina variegata

Gebietsbeschreibung
2006 erfolgte per Verordnung die Erklärung des Gebietes „Furtner Teich“ (AT 2226002) zum Europaschutzgebiet Nr. 30 gemäß Fauna-Flora-Habitat Richtlinie. Das FFH-Gebiet umfasst rund 32 ha und liegt innerhalb des Vogelschutzgebietes Nr. 28 Furtner Teich - Dürnbergermoor, das 1072 ha umfasst und vom Dürnbergermoor nach Süden hin über die westliche Passlandschaft bis zur Graggerschlucht reicht.

Als Vorranggebiet für den Zugvogelschutz nach der Bonner Konvention (Nr. 21 Neumarkter Sattel und Furtner Teich) ist das Gebiet vom Furtner Teich über die Härther Höhe bis hin zum Neumarkter Sattel in den Kategorien Wichtige Zugstraßen und Rastplätze für Wasservögel und Wichtige Zugstraßen und Rastplätze für sonstige Arten (z.B. Greifvögel) genannt. Wir haben deshalb auch die Aufgabe in der Region Maßnahmen zu setzten, die den Schutz wandernder Tierarten gewährleisten, verbessern oder gegebenenfalls wiederherstellen.
Die Steirische Landesvogelschutzwarte wurde 1963 als Forschungsstätte erröffnet, seit 2013 auch offizielles NATURA 2000–Informationszentrum.
Zu den Gründungsverantwortlichen zählen Kustos Rudolf Amon, der bereits 1923 an der ersten Naturschutzkonferenz Österreichs in Innsbruck teilnahm und HR Dr. Kurt Fossel, Gründung des „Österreichischen Nationalen Komitees der CIPRA“ 1975.
Die rund 170-jährige Tradition der Vogelbeobachtung wird an der Forschungsstätte Pater Blasius Hanf auch heute noch fortgesetzt. Vor allem die umfangreiche und kontinuierliche Tätigkeit der Birdlife-MitarbeiterInnen gibt uns einen aufschlussreichen Einblick in das Zug- und Brutgeschehen der Region. Am Furtner Teich und seinem weiteren Umfeld werden jährlich bis über 100-120 Arten festgestellt.
Rund 4,5 ha der Randbereiche wurden vom Land Steiermark gesichert. Die vielfältigen Lebensräume rund um die Steirische Landesvogelschutzwarte sind durch Stege und Wanderwege gut erschlossen und bieten zahlreiche, idyllische Plätze mit Rastmöglichkeiten. Eine kleine Ausstellung mit rund 100 Objekten zur Tierwelt befindet sich im Obergeschoss der Landesvogelschutzwarte. Darunter ein 1,73 m großer Wels aus dem Furtner Teich.
Über den neu angelegten, rund um die Landesvogelschutzwarte führenden natur & land Weg, kann der Furtner Teich seit einigen Jahren auch von einer Anhöhe aus in seiner Gesamtheit betrachtet werden.
Der Furtner Teich weist eine Wasserfläche von etwa 10 ha auf. Die Längenausdehnung beträgt rund 535 m, die max. Breite rund 235 m. Die Uferlinie rund um den Teich weist eine Länge von rund 1,4 km auf. Davon ist rund ein Drittel als beeinträchtigt (nicht naturnah) anzusehen, was in erster Linie auf den befestigten Badebereich zurückzuführen ist. Die freie Wasserfläche der durch Bojen begrenzten Schutzzone umfasst etwa 1,4 ha, das entspricht einem Anteil von rund 14%. Der Schwimmblattgürtel mit Seerosen, Wasserknöterich, an Nebengewässern auch Teichrose, umfasst derzeit etwas über 3000 Quadratmeter, bezogen auf die Gesamtfläche etwas über 3%. Während der letzten Jahre ist erfreulicherweise wieder eine Zunahme an Laichkräutern, vor allem im nördlichen Abschnitt, zu verzeichnen (Krauses Laichkraut, Schwimmendes Laichkraut und Glänzendes Laichkraut). Auch die Schwimmblattvegetation mit Seerosen und Wasserknöterich hat sich etwas ausgedehnt, ebenso dem Schilfgürtel vorgelagerte Teichbinsenbestände. Als Besonderheit ist die Kleine Seerose anzusehen (Franz & Hochleitner  2020, in Vorb..), handelt es sich doch um den einzigen Standort in der Steiermark.
Bemerkenswert für den Schilfgürtel sind die Große Zypergras-Segge, die hier in der westlichen Obersteiermark, wie der Zungenhahnenfuß und die Ufersegge, ein isoliertes Vorkommen hat sowie Kalmus. Weitere Arten im Schilfgürtel sind Ufer-Wolfstrapp, Sumpf-Helmkraut, Bittersüßer Nachtschatten und Teich-Schachtelhalm.
Weitere wertvolle Gewässerlebensräume finden sich an 40 rund um die Landesvogelschutzwarte angelegten, Kleingewässern, wo sich spontan Armleuchteralgenbestände, kleine Unterwasserwiesen, ausgebildet haben, die im Gebiet vorher nicht mehr vorhanden waren. Hier wachsen auch der Kleine und Große Wasserschlauch, zwei Insektivoren, die im Wasser schweben.
Die kleinen Gewässer dienen dem Schutz von Amphibien, da hier der Druck von Raubfischen fehlt, aber auch Libellen und verschiedene Vogelarten nutzen die neu geschaffenen Nischen. Neben Wasserskorpionen, den Entwicklungsstadien von Libellen und Gelbrandkäfern ist hier ein breites Spektrum gewässergebundener Tierarten zu beobachten, wodurch ein idealer und beliebter Ort für Naturbeobachtung entstanden ist. Auch im Rahmen von Exkursionen werden immer wieder Neuigkeiten entdeckt. So etwa die Stabwanze.
Bemerkenswert für diese Seehöhe ist jedenfalls die Libellenvielfalt.
Insgesamt 25 Arten konnten bislang im direkten Umfeld des Teiches nachgewiesen werden (Orda 2020).
Amphibien sind rund um den Furtner Teich mit Grasfrosch, Erdkröte sowie Teichmolch, Bergmolch, Alpen (Italienischer) Kammmolch (Anhang II, IV) und Gelbbauchunke (Anhang II und IV) vertreten. Auch der Laubfrosch (Anhang IV) ist im weiteren Gebiet beheimatet.
Weitere Anhang II und IV Arten
Eine weitere Anhang IV Art ist die Haselmaus. Ihr Lebensraum sind die Haselnuss- und Weidengebüsche, aber auch naturnahe Wiesenflächen. Anhang IV Arten sind auch außerhalb der NATURA 2000 Gebiete streng geschützt. Auch der Fischotter (Anhang II, IV) ist im Gebiet zeitweise bei der Nahrungssuche zu beobachten. Seit 2018 kann auch der Schwarze Apollo (Anhang IV) für das Gebiet angeführt werden.
Weitgehend ungestört ist der im Norden anschließende Schilfgürtel. Auf den ersten Blick monoton aussehend, ergeben sich bei genauerer Betrachtung doch recht unterschiedliche Aspekte.  Dichte unter Wasser stehende Altschilfbestände wechseln mit locker bewachsenen ab. Diese locker mit Schilf bewachsenen, permanent nassen Standorte zeigen den Charakter von Übergangsmooren mit Fadensegge, Fieberklee und Sumpf-Blutauge und Kriech-Weide.
Bezeichnend sind auch ausgedehnte Torfmoosbestände mit Hain- oder Spitzblättrigem Torfmoos, Sumpf-Torfmoos und Sparrigem-Torfmoos (G. Egger). Diese ziehen sich durch Schilfbestände, teils in bruchwaldartigen Gehölzbeständen mit Birke, Grau-Erle und Faulbaum.
Vor rund 100 Jahren war der Verlandungsbereich des Furtner Teiches wie auch das gesamte Ostufer noch so gut wie frei von Gehölzen. Aus diesem Grunde wurde während der letzten Jahre auch begonnen die Gehölzbestände, vor allem Fichten, im direkten Teichumfeld zu reduzieren.
Bedingt durch die hohe Standortsvielfalt im Umfeld des Teiches, von trockenen-felsigen Abschnitten über frische, wechselfeuchte bis hin zu nassen Standorten und Waldbereichen mit vorwiegend Grauerlen, Eschen, Bergulmen, Bergahorn, diverse Weiden, Gemeinem Schneeball und Traubenkirsche kommen auch zahlreiche verschiedene Pflanzenarten vor, wodurch sich das Gebiet allgemein zum Kennenlernen von typischen Pflanzenarten der Region hervorragend eignet.
Regelmäßig zu beobachten waren während der letzten Jahre Prachttaucher, Purpurreiher, Seidenreiher, Nachtreiher oder auch seit zwei Jahren die Rohrdommel und Stelzenläufer (erstmals seit Pater Blasius Hanf!). Weiters Flussuferläufer, Waldwasserläufer, Bruchwasserläufer, von Zeit zu Zeit Alpenstrandläufer oder Grünschenkel, Kornweihe oder Fischadler, Sturmmöwe, Mittelmeermöwe, Lachmöwen, Schwarzkopfmöwe, Zwergmöwe, Flussuferschwalbe, Mittelsäger, Gänsesäger, Brandgänse, Löffelente, Graugänse, Krickente, Knäkente, Reiherente, Kolbenente, Pfeifente, Schnatterente oder Zwergtaucher. Mit den Rauchschwalben jagend sind ab und zu auch Mauersegler zu sehen. Graureiher, Silberreiher, Kormoran und Lachmöwen sind das Jahr über regelmäßig zu beobachten. Als Besonderheit kann auch die nachgewiesene Überwinterung von Bekassinen und Zwergschnepfen angesehen werden. Auch der Eisvogel ist ein regelmäßiger Gast am Teich.
Im Verlauf des Sommer 2007 konnte erstmalig eine erfolgreiche Brut der Zwergrohrdommel am Furtner Teich dokumentiert werden. Die höchst gelegenen Brutnachweise bzw. Brutzeitbeobachtungen in den Alpen waren bis in maximal 550–693 m Seehöhe bekannt. Die Brut am Furtner Teich stellt demnach den bisher höchst gelegenen Brutplatz in Österreich bzw. in den Alpen dar. Seither wurde die Zwergdommel jährlich verzeichnet, auch mit weiteren Brutnachweisen. Zu den regelmäßigen Brutvögeln zählen auch Wasserralle, Teichhuhn, Haubentaucher und Stockente. Brutnachweise für das Blässhuhn fehlen seit einigen Jahren. Am Teichrand brüten Teich-, Sumpf- und Drosselrohrsänger. 2020 wurde ein Brutvorkommen vom Karmingimpel festgestellt.
Quellen, weiterführende Literatur
Eggler J. 1961: Teichrandgesellschaften auf dem Neumarkter-Sattel in Obersteiermark. Mitt. naturwiss. Ver. Steiermark 91: 9-30.
Hochleitner, P. 2008: Revitalisierung nordöstliche Randbereich Furtner Teich. Unveröffentlicht. Bericht im Auftrag Abt. 13, Naturschutz, Steiermärkische Landesregierung.
Hochleitner, P. 2019: Anlage von Gewässerstrukturen Vockenberg, Revitalisierung Gölly Lacke. In: Flüchtlinge helfen Europas Biodiversität zu bewahren und zu entwickeln. Projektbericht ELER Projekt Markgemeinde Neumarkt in der Steiermark. Mit Unterstützung von Land Steiermark und Europäische Union.
Orda-Dejtzer, C. 2020: Besiedelung renaturierter Moorflachen durch Amphibien und Libellen in der Neumarkter Passlandschaft. Masterarbeit. Institut für Biologie an der Naturwissenschaftlichen Fakultät Karl-Franzens Universität Graz.


Anschrift

Steirische Landesvogelschutzwarte
Stadlob 215 - 8820 Neumarkt in der Steiermark
0676 86641361   
peter.hochleitner@stmk.gv.at



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